Beschwerden in den Wechseljahren – Hilfe durch Hormonersatztherapie?
Ähnlich der Pubertät, wenn die Fruchtbarkeit einer Frau beginnt, gibt es im Leben einer jeden Frau noch einmal eine entscheidende hormonelle Umstellung: Die Wechseljahre (Klimakterium), und schließlich die letzte Regelblutung (Menopause).
Grob gesagt zeigen sich bei vielen Frauen ab etwa dem 40. Lebensjahr erste Anzeichen und Symptome der Wechseljahre: Zyklusänderungen (die monatliche Blutung wird häufiger oder seltener) sind meistens erste Anzeichen für den Eintritt in die Prämenopause. Darüber hinaus können weitere Symptome ähnlich dem prämenstruellen Syndrom (PMS, die Tage vor dem Eintritt der Regelblutung) auftreten:
• Hitzewallungen und Schweißausbrüche,
• Schmerzen in den Brüsten,
• Migräneattacken,
• Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit
• Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen.
Je näher die Frau dem Zeitpunkt der letzten Regelblutung kommt, desto intensiver wahrnehmbar werden die Begleiterscheinungen der Wechseljahre für viele Frauen. Mit durchschnittlich 52 Jahren erleben Frauen die Menopause. In diesem Alter sind auch folgende Beschwerden manchmal ein Thema:
• Libidoverlust,
• Schilddrüsenprobleme,
• Gelenksbeschwerden,
• Konzentrationsschwierigkeiten,
• trockene Schleimhäute,
• Nachtschweiß,
• Herzklopfen und Schwindel.
Dazu muss festgehalten werden, dass definitiv nicht jede Frau unter diesen Beschwerden leidet (statistisch gesehen ist jede 3. Frau davon betroffen), und Art und Ausprägung der Symptome bei jeder Frau variieren können. Wie sehr die Wechseljahresbeschwerden das Leben beeinträchtigen, hängt auch von der Einstellung ab:
Je besser eine Frau informiert ist, desto einfacher funktioniert auch das Arrangement mit lästigen Symptomen.
Rund 30 % der Frauen haben die Beschwerden allerdings Krankheitswert und schränken ihre Lebensqualität ein. Hier ist rasche Hilfe angezeigt, denn es kann ein Teufelskreis aus sozialer Isolation und Depression entstehen. Wenn sich eine Frau aufgrund ihrer Beschwerden derart eingeschränkt fühlt, dass sie soziale Kontakte meidet oder ihrer Arbeit nicht oder nur eingeschränkt nachgehen kann, sollte unbedingt ein Gespräch mit dem Gynäkologen oder Hausarzt des Vertrauens geführt werden.
Die Hormonersatztherapie
Am häufigsten eingesetzt wird bei ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden die Hormonersatztherapie (HET), da diese Behandlungsform meist auch die effektivste ist. Ursächlich für die Beschwerden ist ein Hormonungleichgewicht im weiblichen Körper, da die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Gestagen immer mehr zurückgeht, was sich auf zahlreiche Körperfunktionen negativ auswirken kann.
Beginnt eine Frau eine Hormonersatztherapie, liegt der Fokus nicht darauf, den Hormonhaushalt von einst wiederherzustellen. Es sollen Beschwerden, welche durch Östrogenmangel entstehen, gelindert bzw. zum Verschwinden gebracht werden, und es gilt Krankheiten zu verhindern, die durch diesen Mangel entstehen können.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen der Hormonersatztherapie:
• Monotherapie mit Östrogen,
• Kombinationstherapie aus Östrogen und Gestagen.
Unterschieden werden auch die Darreichungsformen der Hormone:
• Tabletten,
• Pflaster,
• Cremes und Gels,
• Zäpfchen,
• Injektionen,
• Nasensprays.
Man kann natürlich auch unterschiedliche Produkte bei einer Behandlung miteinander kombinieren. Am häufigsten erfolgt die Hormonersatztherapie mittels Tabletten. Der Vorteil bei Pflaster, Cremes und Gels ist, dass sie den Verdauungstrakt nicht passieren müssen, ebenso wenig wie Nasensprays. Zäpfchen werden meist dann eingesetzt, wenn hormonell bedingte Blasenprobleme oder Scheidentrockenheit auftreten, um die Probleme durch die Schleimhaut „vor Ort“ anzugehen. Injektionen werden üblicherweise in 4-wöchigen Abständen in einen Muskel injiziert.
Bei den Anwendungsformen gibt es ebenfalls Unterscheidungen:
• Kontinuierliche Therapie,
• sequentielle Therapie.
Die sequentielle Therapie funktioniert ähnlich wie die Einnahme der Antibabypille, es werden 21 Tage lang Hormone in Tablettenform zugeführt, und danach wird die Gebärmutterschleimhaut in Form einer Abbruchblutung abgestoßen. Da viele Frauen aber keine Blutung nach der Menopause mehr wünschen, gibt es die Möglichkeit einer kontinuierlichen Therapie, wo die Tabletten über einen gewissen Zeitraum durchgehend genommen werden.
Wie findet man die geeignete Hormonersatztherapie?
Der behandelnde Arzt wird eine ausführliche Erhebung der persönlichen Krankengeschichte in Form eines Anamnesegesprächs vornehmen.
Es gibt bestimmte Vorerkrankungen, die in den meisten Fällen eine Hormonersatztherapie ausschließen, dazu gehören beispielsweise:
• Brustkrebserkrankung,
• Herzinsuffizienz,
• schwer/nicht behandelbarer Bluthochdruck,
• Störungen der Blutgerinnung,
• schwere Erkrankungen der Leber,
• Thrombosen, Lungenembolien.
Auch wenn Erkrankungen dieser Art in der Familie aufgetreten sind, sind die Pros und Contras einer Hormonersatztherapie genau abzuwägen.
Außerdem wird vor Behandlungsbeginn eine körperliche Untersuchung durchgeführt, welche eine Untersuchung der Brust, sowie einen Abstrich (PAP) beinhaltet. Blutdruck, Alter und Körpergewicht sollten auch überprüft und miteinbezogen werden. Außerdem werden mit der Patientin die Erwartungen und Wünsche diskutiert. Stehen körperliche oder seelische Probleme im Vordergrund? Spielen trockene Schleimhäute, unerwünschte Behaarung oder sonstige Begleiterscheinungen eine Rolle?
Grundsätzlich wird sich der behandelnde Arzt bemühen, mit der kleinstmöglichen Dosis den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Zu Behandlungsbeginn wird mit einer niedrigen Östrogendosis gestartet, welche vorsichtig gesteigert wird, bis der gewünschte Wirkungseffekt eingetreten ist. Anschließend wird üblicherweise alle 6 Monate die Dosis wieder reduziert. Eine Hormonersatztherapie sollte nicht länger als 2 Jahre durchgeführt werden, diese Empfehlung stammt vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Hormontherapie sollte regelmäßig ärztlich überprüft werden.
Risiken und Nebenwirkungen der Hormontherapie:
Bis die geeignete Dosis für die Patientin gefunden ist, kann es in der ersten Zeit der Anwendung zu verschiedenen Nebenwirkungen, wie Spannungsgefühle der Brust, Wassereinlagerungen im Körper, Schmierblutungen oder Magen-Darm-Beschwerden kommen.
Liegt eine Störung der Blutgerinnung vor, bzw. ist schon einmal eine Thrombose aufgetreten, gilt es, die Dosis genauestens zu kontrollieren. Dasselbe gilt auch für übergewichtige Patientinnen, bzw. wenn Immobilität nach einem Unfall oder einer OP etc. besteht. In diesem Fall besteht nämlich ein erhöhtes Risiko für die Verstopfung der Blutbahn durch einen Blutpfropfen, was zu schwerwiegenden Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen kann. Dass die Hormonersatztherapie grundsätzlich für Herzinfarkt und Schlaganfall ursächlich sein soll, wurde in verschiedenen Studien widerlegt, unter anderem hier.
Bei einem reinen Östrogenpräparat erhöht sich das Risiko für das Auftreten von Gebärmutterkrebs, weshalb meistens auf eine Kombinationstherapie zurückgegriffen ist. Wenn der Patientin die Gebärmutter entfernt wurde, ist eine Behandlung mit Östrogen als Monotherapie kein Problem.
Vor rund 15 Jahren wurde erstmals diskutiert, dass die Hormonersatztherapie das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erhöhen könnte. Komplette Entwarnung diesbezüglich konnte noch nicht gegeben werden. Definitiv erhöhen jedoch zusätzliche Faktoren wie Übergewicht, mangelnde Bewegung, Alkoholkonsum und Rauchen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Laut einer Studie aus Hamburg und Heidelberg mit 3500 Brustkrebspatientinnen ist jedoch vor allem die Dauer der Hormontherapie für das Auftreten der Erkrankung entscheidend. Signifikant erhöht sich das Risiko, wenn die Hormone länger als 5 Jahre eingenommen werden.
Quellenangaben:
https://www.hormontherapie-wechseljahre.de/hormonbehandlung/sicherheit/brustkrebs/
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_wechseljahresbeschwerden-hormonersatztherapie_475.html